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1. Januar 2022 23:30

So sähe die Verschärfung für Tabakwerbung aus

Am 13. Februar stimmt das Volk über den Umgang mit Reklame für Zigaretten ab. Das würde sich bei einer Annahme ändern.

Sonntagszeitung, Sonntag, 02.01.2022, Autorin: Fabienne Riklin

Zum einen werden jährlich Millionen investiert, damit Jugendliche nicht mit dem Rauchen anfangen, zum anderen halten der Bundesrat und eine Mehrheit der Schweizer Parlamentarier seit Jahren eisern an der Tabakwerbung fest. Vor allem SVP, FDP und Teile der Mitte argumentieren mit der Wirtschaftsfreiheit.

Tatsächlich reagierten die Politiker erst, nachdem die Initiative «Kinder ohne Tabak» von einer breiten Koalition aus Ärzten, Gesundheitsorganisationen und Jugend- und Sportverbänden eingereicht worden war, und haben einen indirekten Gegenvorschlag in Form des Tabakproduktegesetzes vorgeschlagen. Am 13. Februar kommt die Initiative vor das Volk. So sähe die Verschärfung für Tabakwerbung aus.

Die Volksinitiative will Tabakwerbung überall dort verbieten, wo sie Kinder und Jugendliche erreicht. Nicht mehr möglich sollen beispielsweise Inserate in Gratispublikationen oder in Printmedien sein. Ebenfalls dürfte es keine Werbung mehr an Orten und Veranstaltungen geben, die für Minderjährige zugänglich sind – etwa an Verkaufsstellen wie Kiosken, Tankstellenshops, Supermärkten, aber auch an Events. Verboten wäre auch Werbung auf Gebrauchsartikeln wie Sonnenschirmen oder T-Shirts.

«Die Initiative ist kein faktisches Werbeverbot, sondern ein konsequenter Jugendschutz.» Franziska Lenz, Leiterin Politik bei der Krebsliga Schweiz

«Anders als die Gegner propagieren, ist die Initiative aber kein faktisches Werbeverbot, sondern ein konsequenter Jugendschutz», sagt Franziska Lenz, Leiterin Politik bei der Krebsliga Schweiz. Die Initiative sieht denn auch Ausnahmen vor. Beispielsweise ist es möglich, im Innenteil einer Tageszeitung, die mehrheitlich über Abonnemente an Erwachsene verkauft wird, Tabakwerbung zu schalten. Ebenfalls auf Webseiten, die für Minderjährige nicht zugänglich sind.

Die Mehrheit fängt unter 18 Jahren mit dem Rauchen an

Deutlich weniger weit geht das im Oktober verabschiedete Tabakproduktegesetz: Zwar sieht es ein schweizweites Verkaufsverbot von Tabakprodukten und E-Zigaretten für Minderjährige vor, aber die Produkte sollen weiter beworben werden dürfen. Für Franziska Lenz steht fest: «Politiker und Politikerinnen stellen hierzulande die Tabak- und Werbeindustrie über das Wohl unserer Kinder.» Lenz spricht von einer «Alibiübung». Auch Bundesrat Alain Berset räumte ein: Es handle sich «sicher nicht um den griffigsten indirekten Gegenvorschlag, den man sich hätte vorstellen können».

Dass den Tabakmultis diese Initiative nicht passt, ist für Markus Meury von Sucht Schweiz klar. «Ihnen geht es darum, laufend neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Und am erfolgreichsten sind sie dabei bei den Minderjährigen», so Meury. Fast 60 Prozent fangen vor 18 Jahren an zu rauchen. Das hat Folgen für ihre Gesundheit: Frühes Rauchen beeinflusst die Entwicklung der Lungen, der Knochen und des Kreislaufs negativ. Insgesamt entstehen jährlich Gesundheitskosten von über drei Milliarden Franken. 9500 Menschen sterben an den Folgen des Tabakkonsums.